[DE-SBB] Hs. or. 10677 - 03
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Hs. or. 10677 - 03
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Verehrter, lieber Bruder,
Dein Brief ist zusammen mit der Post, die ihn enthielt, eingetroffen, und ich habe beide bereits ihren Empfängern übergeben.
Wir haben die Kaside mit dem Österreicher verschickt. Die Ankunftszeit war für gestern geplant. Hoffentlich ist sie gut erhalten angekommen.
Was die Frage der Lizenz anbelangt, so sehe ich das neue Gesetz nicht als Hindernis dafür an, da Du sie ja für wissenschaftliche und nicht für politische Zwecke zu nutzen gedenkst. Also bleibt nur die Angelegenheit der Hypothek, die man in die Hände der Regierung legen sollte. Dies ist jedoch nicht frei von Schwierigkeiten in Anbetracht der begrenzten Mittel dieser Hand. Aber im Großen und Ganzen spricht nichts dagegen, um im Bereich des Möglichen zu liegen. Es gibt nichts weiter, was ein Zögern bei der Beantragung der Lizenz erforderlich machen würde, außer Vertrauen in den Abschluss des Verkaufs der Immobilie (al-ḥāra) zu setzen. Dies hängt jedoch maßgeblich von der Zusendung einer juristischen Vollmacht ab, über die ich Dir geschrieben habe. Wenn Du findest, dass auch von Seiten von Ḥannā dem nichts im Wege steht, dann beantrage die Lizenz mit der Hilfe des Barmherzigen.
Was Milḥim Dir über das Vertrauenschenken in so und so angedeutet hat, so möchte ich Dich daran erinnern, dass er ein "Neidhammel" ist, insbesondere von dem was ich erfahren habe, wie es zwischen ihm und aš-Šarīf steht. Also halte Dich an das, was ich Dir gesagt habe: "Hüte Dich vor allen Leuten", außer vor denjenigen, die ich Dir anbefohlen habe, um Rat zu fragen, und dazu gehören unser Freund al-Ḫūrī und unser anderer Freund in Ägypten. Ich habe Dir einen Brief geschickt, den Du ihm übergeben sollst. Auf alle Fälle, was der Anwesende sieht, das sieht der Abwesende nicht.
Du hast mich gefragt, ob ich etwas aus der Bibliothek des Miḫlaʿ Efendi haben möchte. Ist es denn möglich, das Gewünschte davon zu erhalten und auf welchem Wege?
Al-Ḫawāǧa Yanī ist wieder auf mich zugekommen, die Liebenswürdigkeit in Person. Er hat einen unserer Freunde in seiner Angelegenheit vermitteln lassen. Somit habe ich mich wieder daran gemacht, seine Arbeit fertig zu stellen, aber auf eine andere Art und Weise als zuvor. Ich habe allein das Druckexemplar vor Augen und ändere darin nur das, wozu ich keiner Genehmigung bedarf. Ferner habe ich ihm zur Bedingung gemacht, dass mein Name nicht im Buch erscheint, und er hat sich meinem Wunsch gebeugt.
Hartmanns Buch habe ich Ḫalīl Fauwāz übergeben; er ist dabei, es zu vervielfältigen.
Grüße die verehrte liebe Schwester und den verehrten lieben Schwager und diejenigen, die bei ihnen sind. Richte meine Wünsche und Verehrung an die so rechtschaffenen, verehrten Brüder al-Ḫawāǧa Rūfāʾil und al-Ḫawāǧa Faḍlallāh aus.
Alle sind hier wohlauf und schicken Dir die besten Grüße und wünschen Dir Glück und Gesundheit durch Gottes Gunst und Gnade.
Ibrāhīm
Erläuterungen:
die Kaside:
die restlichen 100 gedruckten Exemplare einer nicht mit Namen genannten Kaside von Ḫalīl, siehe Brief 2
Verkauf:
bezieht auf den Verkauf, den Ibrāhīm in Brief 1 erwähnt
Neidhammel:
"ṣāḥib miḫlāya" = Träger eines Futterbeutels; vgl. dazu: Proverbes libyens recueillis par Roger Chambard. Éd. par Gilda Nataf et Barbara Graille. Paris: Gellas, S. 385: "ما عمر شحاذ حب صاحب مخلاية" = "Never did a beggar like a man who carries a nose-bag; Kābī Luṭaif, Baṣamāt ʿalā l-hawāʾ. Bairūt: Dār al-ǧadīd 2010, S. 227: "miḫlāt ist ein Sack/Beutel, den ein Bettler um seinen Hals hängt und in die er Brot steckt".Bibliothek des Miḫlaʿ Efendi (maktabat Miḫlaʿ Afandī):
Damit ist die Bibliothek des wohlhabenden Kaufmanns, Literaten und Bibliophilen Ǧibrāʾīl al-Miḫlaʿ (lebte 19.-20 Jh.) in Alexandria gemeint. Als er 1845 von Damaskus nach Alexandria zog, nahm er die zahlreichen Handschriften seines Großvaters Ǧibrāʾīl Ibn-Yūsuf al-Miḫlaʿ (Ende 18. Jh.-1851) mit. Diese dienten ihm als Grundstock für die Errichtung einer Bibliothek, die er mit kostbaren Handschriften und erlesenen gedruckten Büchern vortrefflich ausstattete. Er war außerdem der erste, der mit Hilfe seines Vermögens und seines Einsatzes, die Herausgabe der ersten arabischen Zeitschriften in Alexandria förderte. Nach seinem Tod wurden ein Teil seiner Bibliothek verschleudert, da seine Kinder ihre Instandhaltung vernachlässigt hatten. Den andere Teil der Bibliothek erwarben Yūsuf Pāšā al-Miḫlaʿ (sein Neffe und Direktor des ägyptischen Zolls ), Mīšāl Pāšā Aiyūb (Generalsekretär der Zollabteilung in Alexandria), Ǧirǧis Ibn-Mīḫāʾīl Naḥḥās (Herausgeber der Zeitschrift al-Ittiḥād al-miṣrī in Alexandria, die von 1879-1892 zwei Mal wöchentlich erschien und von Rūfāʾīl Efendi Mašāqa gegründet wurde) und andere.
Hartmanns Buch:
Es handelt sich möglicherweise um eines der folgenden Werke. Zum einen übersetzte Hartmann das allgemeine deutsche Handelsgesetzbuch: "Qānūn at-tiǧāra al-almānī al-ʿāmm. Niẓām al-bawālis al-almānī al-ʿāmm". Die arabische Fassung wurde 1887 in Beirut im Verlag al-Maṭbaʿa al-adabīya gedruckt (s. WebOpac der israelischen Nationalbibliothek; ). Zum anderen verfasste er auf Arabisch eine Grammatik der deutschen Sprache für den Unterricht. Ziriklī (5/252) führt sie unter dem Titel "aṣ-Ṣarf wa-n-naḥw al-almānīyān wa-kaifīyat taʿallumihimā min aisar as-subul" auf, Naǧīb al-ʿAqīqī dagegen unter "Qawāʿid al-Almānīya wa-kaifīyat taʿallumihimā min aisar as-subul" mit dem Hinweis, dass sie 1912 in Leipzig erschien (al-Mustašriqūn. Mausūʿa fī turāṯ al-ʿarab maʿa tarāǧim al-mustašriqīn. Miṣr: Dār al-maʿārif, Teil 2 1965, S. 726). - Vollständigkeit
- Sprache
- Schrift
-
- Verfasser:in
- Absender:in
- ↳ Name
- Yāziǧī, Ibrāhīm al-
- ↳ Lebensdaten
- * * 2. Āḏār (März) 1847 in Beirut
† † 22. Kānūn I (Dezember) 1906 in Kairo -
- Empfänger:in
- ↳ Name
- Yāziǧī, Ḫalīl al-
- ↳ Lebensdaten
- * * 1856 in Beirut
† † 23. Kānūn II (Januar) 1889 in al-Ḥadaṯ (Libanon) - ↳ Anmerkung zur Person
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Im Brief spricht Ibrāhīm ihn nur mit "verehrter lieber Bruder" (ḥaḍrat aš-šaqīq al-ʿazīz) an.
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- Sonstige:r Akteur:in
- ↳ Name
- Ḫūrī, Rūfāʾīl al-
- ↳ Lebensdaten
- † † wirkte Ende des 19. Jahrhunderts
-
- Sonstige:r Akteur:in
- ↳ Name
- Ḫūrī, Faḍlallāh al-
- ↳ Lebensdaten
- † † 1883 in Kairo
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- Sonstige:r Akteur:in
- ↳ Name
- Hartmann, Martin
-
- هارتمن, مارتن
- ↳ Lebensdaten
- * * 09.12.1851 in Breslau
† † 05.12.1918 in Berlin -
- Sonstige:r Akteur:in
- ↳ Name
- Fauwāz, Ḫalīl
- ↳ Lebensdaten
- * * 1861
† † 22. September 1898 in seinem Sommerhaus im Libanon -
- Sonstige:r Akteur:in
- ↳ Name
- Miḫlaʿ, Ǧibrāʾīl Ibn-Yūsuf al- (Großvater)
- ↳ Lebensdaten
- * in Damaskus
† † 1851 in Damaskus -
- Sonstige:r Akteur:in
- ↳ Name
- Miḫlaʿ, Ǧibrāʾīl al- (Enkel)
- ↳ Lebensdaten
- * in Syrien
† † er lebte zwischen dem 19. und 20. Jh.
Objektbeschreibung
- Typ
- Anzahl der Bände
-
Brief 3
- Beschreibstoff
- ↳ Material
- ↳ Farbe
- ↳ Zustand
-
europäisch, maschinell hergestelltes Stück Papier mit Ripp- und Kettlinien
- Blattzahl
-
f. 1a-b; f. 1b: unbeschrieben: f. 1a
- Blattformat
-
20,9 x 13,4
- Textspiegel
-
19,5 x 12,3 cm
- Zeilenzahl
-
21
- Schrift
- ↳ Duktus
- ↳ Tinte
Geschichte des Objekts
- Datum
- ↳ Niederschrift
-
- 19. K[ānūn] I (Dezember) [18]81
- Ort
- ↳ Niederschrift
-
Beirut
Zugang & Nutzungsmöglichkeiten
- Eigner
- Projekt
- Signatur
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Hs. or. 10677 - 03
- Bearbeiter
-
Wiesmüller; Walid Abdelgawad
- Bearbeitungsstatus
-
- fertig
- Statische URL
- https://refaiya.uni-leipzig.de/receive/DE1Book_manuscript_00077638
- MyCoRe ID
- DE1Book_manuscript_00077638 (XML-Ansicht)
- Export
- Lizenz Metadata
- CC0 1.0
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